Kontrolle ist gut. Vertrauen ist besser.
Vertrauen kann nicht verordnet, nicht eingefordert werden, wir können es nur selber schenken und den Boden dafür bereiten. Was ist das: VERTRAUEN? Welche Grundhaltung braucht es dafür? Und warum tut Vertrauen so gut?
Vertrauen ERFORDERT Mut
Vertrauen, Zutrauen, anvertrauen – in all diesen Wörtern steckt TRAUEN, also mutig zu sein, Mut zu haben. Mut haben zu was? Mut zur Un-Sicherheit. Zu Fehlern und Fehleinschätzungen. Zur Bereitschaft, andere Meinungen und Lösungen als die eigenen zuzulassen. Und ganz besonders: den Mut zu haben, sich anderen zuzuMUTen. Dass wir uns so zeigen, wie wir sind, und teilen, was wir denken, fühlen, uns wünschen. Und unseren Mitmenschen die Fähigkeit zusprechen, damit umgehen zu können.
Vertrauen MACHT Mut
Kennen Sie den Pygmalion-Effekt? Er beschreibt eine „sich selbst erfüllende positive Prophezeiung“: Wenn Lehrer bei Schüler(inne)n von einer Begabung ausgehen, bestätigt sich diese Begabung mit der Zeit.
Dies zeigten u. a. Studien der Forscher Rosenthal und Jacobson: Darin wurde Lehrern suggeriert, bestimmte (tatsächlich aber rein zufällig ausgewählte) Schüler/innen hätten ein besonderes Leistungspotenzial. Unbewusst übernahmen die Lehrer diese Einschätzung und übermittelten sie z. B. durch mehr Förderung und Zuwendung. Und siehe da: Bereits nach acht Monaten wiesen diese Schüler/innen einen deutlich (um bis zu 30 Punkte) höheren IQ-Wert auf als die vermeintlich unbegabteren.
Was bedeutet das für uns und unsere Teams, unsere Freunde und Familie? Wenn wir ihnen vertrauen, ihnen etwas zutrauen, dann werden sie dadurch so gestärkt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sie es auch schaffen, deutlich steigt. Vertrauen wirkt also wie ein Stärkungsmittel.
Und auch uns selbst nutzt das Vertrauen. In Studien von Butler, Giuliano und Guiso stellte sich heraus: Wer ein „gesundes“ Maß an Vertrauen hat (auf einer Skala von 1-10 bei 8), verfügt im Schnitt über ein höheres Einkommen als eher skeptische Personen. Blindes Vertrauen (auf der Skala die 10) ist jedoch auch wieder ungünstig – dann wächst die Fehlerquote so stark, dass die negativen Effekt überwiegen.
Vertrauen ENTSPANNT
Wir leben heute in einer hoch komplexen Welt. Die Digitalisierung hat unseren Handlungsrahmen wesentlich erweitert. Anforderungen verändern sich rasant, die Zahl der Chancen und Möglichkeiten steigt, genauso auch die der Risiken und Herausforderungen. Viele Vorgänge und Kontakte finden virtuell statt.
Wenn wir das alles überblicken und kontrollieren wollten, können wir nicht mehr ruhig schlafen bzw. kämen gar nicht dazu. Wir würden in der ständigen Angst leben, dass etwas schief gehen könnte. Das würde unseren Blick und unsere Urteilsfähigkeit wesentlich einschränken. Vertrauen reduziert für uns die Komplexität und sichert somit unsere Handlungsfähigkeit.
Vertrauen entspringt einer inneren HALTUNG
Vertrauen heißt somit loszulassen, eigene Vorstellungen, Wünsche und Bedürfnisse klar zu formulieren und anderen Menschen Eigenverantwortung, Urteilsfähigkeit und Selbstständigkeit zuzusprechen, ihnen und ihrem Wissen und Handeln Wohlwollen entgegenzubringen. Was stärkt gegenseitiges Vertrauen? Wir haben sieben Punkte zusammengestellt und den Anfangsbuchstaben des Wortes HALTUNG zugeordnet:
- H inhören, sich für Themen/Herausforderungen der Kolleg(inn)en und Mitarbeiter(innen) interessieren
- A ustausch und kontinuierliche, offene, aufrichtige Kommunikation
- L oslassen von Wertung und von schnellem, emotionalem (Be-)Urteilen
- T ransparenz und Klarheit im eigenen Handeln und über das, was wir denken und fühlen
- U nperfektionbei sich und anderen akzeptieren, Fehler und Unbehagen als Wachstumschance verstehen
- N eugierig sein: Welche Ideen haben die anderen? Welche Lösungswege? Was kann ICH dabei lernen?
- G roßmut und Wohlwollen mit der steten Bereitschaft anzunehmen, dass andere in bester Absicht handeln.
Vertrauen ist LEBENSQUALITÄT
Tag für Tag gibt es die verschiedensten Situationen, in denen wir auf andere zugehen (müssen). Nicht immer fällt uns das leicht. Oft genug meinen oder fürchten wir, auf Ablehnung oder Zurückhaltung zu stoßen. Wir interpretieren das Verhalten der anderen so, dass es etwas mit uns zu tun hat. Also bleiben wir vorsichtshalber auf Abstand, ziehen uns innerlich zurück oder gehen auf Konfrontation. Laut der Forscherin Brené Brown steckt dahinter die unbewusste Angst, Verbundenheit und Wohlwollen nicht wert zu sein. Was können wir also anders machen?
Mit vertrauensvollem Wohlwollen auf andere zugehen
So einfach und oft doch so schwer: Wenn wir darauf vertrauen, dass unser Gegenüber wohlwollend ist, ist es das (fast immer) auch. Entscheidend ist dabei unsere Grundhaltung, wie schon oben erwähnt. Folgende Gedanken helfen, uns innerlich zu entspannen..
- Ich bin genug, so wie ich bin.
- Was mit dem/der anderen ist, bleibt bei ihm/ihr. Auch wenn er/sie Ärger, Missmut, Grummeln, Abwehr spürt oder ausstrahlt: Es hat NICHTS mit mir zu tun.
- Jeder Mensch braucht Wohlwollen und Verbundenheit.
- Ich trete in „Vorleistung“ und schenke anderen Wohlwollen und Verbundenheit.
Aus diesem ruhigen Gefühl heraus sprechen wir das Gegenüber an und vertrauen darauf, dass Wohlwollen Menschen gut tut und andere sich freuen, wenn wir Verbindung aufnehmen. Uns selbst lässt dieses Gefühl die Welt fröhlicher und positiver sehen, wodurch wir zusätzlich an Ausstrahlung gewinnen - eine gute Voraussetzung für Lebensqualität und Arbeitsklima.